Paderborn. Es war am letzten Sonntag eine gewisse Anspannung spürbar, was allerdings auch nicht verwunderlich war. Denn das Team Hämmerling TuS Sennelager gab an diesem 07. Juli sein Debüt in der seit 1972 bestehenden 1. Tennis-Point Bundesliga der Herren. Auch wenn nach dem letzten Matchball gegen den Deutschen Meister Grün-Weiss Mannheim auf dem Mannschaftsmeldebogen eine 2:4 Niederlage geschrieben stand, als Verlierer fühlten sich die Paderborner allerdings nicht. „Wir haben am Abend mit der Mannschaft zusammen gegessen und gemeinsam die Begegnung analysiert“, sagt Teamchef Marc Renner, „und wir waren uns alle einig, dass wir uns sehr gut präsentiert haben. Wenn man zudem bedenkt, dass uns sozusagen mit Kovalik und Vatutin zwei Spieler gegen Mannheim gestrichen wurden, so ist die Leistung unseres Teams als außer ordentlich gut zu bezeichnen.“
Zufrieden mit dem dargebotenen Tennissport, Zufriedenheit auch beim Namens- und Hauptsponsor Ralf Hämmerling. „Im Nachhinein haben wir von vielen Seiten großes Lob bekommen, denn Tennis-Bundesliga haben sie in Paderborn noch nicht erlebt. Und wenn Bürgermeister Michael Dreier von >unglaublichem Stolz< und einem >Hochgefühl für die Sportstadt Paderborn< spricht, dann zeigt das auf, dass unser Dabeisein in dieser Eliteliga des nationalen Tennissports in der Öffentlichkeit anerkannt wird.“ Diese emotionale Begeisterung ist inzwischen beim Aufsteiger der Realität gewichen, denn am bevorstehenden Wochenende gibt es einen doppelten Spieltag mit großen Herausforderungen. Und angesichts der kommenden Herausforderungen hat es der auch in sich. Am morgigen Freitag (12. Juli) steht das erste Aufwärtsspiel bei Badwerk Gladbacher HTC an und zwei Tage später auf der Tennisanlage des Paderborner TC Blau-Rot an der Hermann-Kirchhoff-Straße wird Allpresan Rochusclub Düsseldorf erwartet. „Das sind noch nicht die Mannschaften, gegen die wir punkten können“, so Marc Renner, „denn diese Teams kommen noch.“
Gleichwohl so Renner, „ich habe nichts dagegen, wenn wir uns schon mal ein Pünktchen holen könnten“, ist das Hämmerling-Team an den bevorstehenden beiden Spieltagen wesentlich besser als zum Saisonstart aufgestellt. Während über eine lange Zeit hinweg, der Mehrspartenverein in Mönchengladbach begeht in diesem Jahr sein 100-jähriges Vereinsjubiläum, das Hockeyspiel die dominierende Sportart im Club war, hat sich das in den vergangenen sechs Jahren geändert. Zwar haben GHTC-Spieler und Teams Gold-, Silber-, und Bronzemedaillen bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften sowie Europapokalsiege und zahlreiche Deutsche Meisterschaften feiern können, doch das Badwerk-Team kam zwei Jahre nach dem Erstliga-Aufstieg 2016 zum Gewinn der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft. Dieser Titelgewinn zeigt auf, dass die Tennis-Bundesliga ein fester Bestandteil beim Gladbacher HTC geworden ist und seitdem wird das Team um Henrik Schmidt immer als Titelfavorit gehandelt. Dies ist allerdings auch keine Überraschung, denn der Kader ist personell bestens aufgestellt.
„Wir können Erster oder auch Sechster werden, Es geht darum, welche Spieler zur Verfügung stehen. Wir versuchen immer die bestmögliche Formation zu haben, aber einen Meistertitel kann man nicht planen“, sagt Teamchef Schmidt. Einen möglichen ersten Sieg in der Saison 2019 hat der kommende Sennelager-Gastgeber am letzten Sonntag verspielt. Bereits mit 3:1 lagen die Niederrheiner im Nachbarschaftsduell bei BW Timberland Finance Krefeld vor 1.450 Zuschauern in Führung und die Ausgangssituation für einen Sieg war bestens. Zwar gewannen die Gladbacher in ihren beiden Doppelpartien jeweils den ersten Satz, doch am Ende unterlagen die Duos Andrej Martin/Aleksandr Nedovyesov und Philipp Kohlschreiber/Tim Sandkaulen jeweils im Match-Tiebreak. „Auch wenn wir uns natürlich einen Sieg gewünscht hätten, können wir insgesamt mit dem Auftakt zufrieden sein und freuen uns auf den kommenden Spieltag“, so Henrik Schmidt.
Auch wenn längst noch nicht alle personellen Planungen auf Seiten des GHTC für die Begegnung gegen den Aufsteiger Team Hämmerling TuS Sennelager bekannt sind, werden sie zweifelsohne ein spielstarkes und prominent besetztes Team auf der Anlage An den Holter Sportstätten (41069 Mönchengladbach) aufbieten. Topgesetzt ist auf jeden Fall der deutsche Davis Cup-Spieler Philipp Kohlschreiber (ATP-Weltrangliste 57) und dahinter folgt Robin Haase (ATP 76). Der Niederländer ist nach dem Rückzug von Blau-Weiss Halle zum Team Badwerk Gladbacher HTC gewechselt. “Mit ihm haben wir im Einzel und Doppel einen Weltklassespieler, der seit Jahren in der Bundesliga seine Leistungen bringt. Er ist der Spieler, wenn es um die Tagesform und um den Match-Tiebreak geht, dann immer die letzten zehn Prozent mehr abrufen kann. Auf ihn kann man sich verlassen“, meint Schmidt, der seinen Neuzugang morgen erstmals im Aufgebot hat.
Des Weiteren werden der 32-jährige Kasache Aleksandr Nedovyesov (ATP 200) und der elf Jahre jüngere deutsche Tim Sandkaulen auflaufen. Der wurde vor allem als Junior als großes Talent gehandelt. Bei den U18-Jährigen gewann er 2015 den deutschen Meistertitel, wurde Europameister, bestritt alle Grand Slam-Events der Junioren, und war damals die nationale Juniorennummer zwei hinter Alexander Zverev. Eine Profikarriere wurde avisiert, dann aber verschoben. So nahm der heute 21-Jährige zunächst ein Stipendium an der University of Alabama („Ole Miss“) in Birmingham im US-Staat Alabama an und studiert an der mit 17.600 von Studenten belegten zweitgrößten Universität in den USA Marketing- und Kommunikations-Wissenschaft. Es ist sein zweites Bundesliga-Jahr in Gladbach und ist ein Einsatz bei sechs von neun Bundesligabegegnungen geplant. Wer ansonsten noch hinzukommt, ist für die morgige Partie noch offen.
Im Aufgebot von Marc Renner ist Sennelagers Nummer eins, der Slowake Jozef Kovalik (ATP 165), noch nicht vorgesehen. Möglicherweise aber am Sonntag (14. Juli) gegen die Düsseldorfer. Allerdings ist er noch im Turnier des mit knapp 70.000 Euro Preisgeld dotierten ATP-Challenger in Braunschweig und steht dort im Viertelfinale. Heutiger Gegner ist der ungesetzte 20-jährige Italiener Javier Barranco Cosano (ATP 328), ein durchaus schlagbarer Kontrahent für den 26-jährigen Bundesligaprofi des TuS Sennelager. Die Nummer eins am morgigen Freitag ist bei den Paderborner daher der Russe Alexey Vatutin (ATP 202), der in Braunschweig nach seiner Auftaktniederlage ausgeschieden ist. Ihm folgen in der Formation der Portugiese Frederico Ferreira Silva (ATP 296), Dragos Dima (ATP 330/Rumänien), Manuel Guinard (ATP 355/Frankreich) und der 22-jährige Pole Jan Zielinski.
Während in den Einzelpartien die TuS-Spieler nur Außenseiterchancen haben, ist im Doppel alles möglich. Hier wird der Niederländer David Pel (ATP-Doppel 124), der am letzten Sonntag mit dem im Einzel siegreichen Franzosen Arthur Rinderknech im Doppel gegen das Mannheimer-Duo Robin Kern/Andreas Beck gewinnen konnte, und erstmals Marcin Matkowski zum Einsatz kommen. Der Pole war bereits die Nummer sieben der Doppel-Weltrangliste und hat 17 Titel auf der ATP World Tour gewonnen. Zwar ist er bereits 38-Jahre, doch er ist ein Tennisprofi Par Excellence und macht jedes Team sportlich betrachtet besser.
Foto: ©Susanne Hübner