Weiden in der Oberpfalz. Elektroautos werden immer beliebter – das hat auch die diesjährige Automesse IAA Mobility eindrucksvoll gezeigt. Doch wie unterscheiden sich E-Fahrzeuge bei der Wartung von Autos mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren? Und was ist die häufigste Pannenursache bei Stromern? Antworten dazu liefert Rene Kleesattel, E-Mobilitäts-Experte bei A.T.U.
Bordbatterie – auch bei E-Autos verursacht sie die meisten Pannen
„Pannenursache Nummer eins sind auch bei E-Autos entladene oder defekte 12-Volt-Bordbatterien“, berichtet Rene Kleesattel. Nach Angaben des ADAC liegt hier der Anteil bei Elektroautos mit 54 Prozent sogar rund acht Prozent höher als bei Fahrzeugen mit konventionellen Antrieben. Die Bordbatterie versorgt beim Elektroauto wie beim herkömmlichen Auto die Bordelektrik: Mit ihr lassen sich beispielsweise Fenster öffnen, Licht oder Infotainmentsysteme in Betrieb nehmen. Zur Vermeidung von Pannen sollte die Leistung der 12-Volt-Batterie also regelmäßig überprüft werden.
Verbrenner und E-Autos: Wie unterschiedlich ist die Wartung?
Damit es gar nicht erst zu Pannen kommt, müssen Autos gewartet werden – egal, ob es sich um Verbrenner oder E-Autos handelt. Letztere müssen im Allgemeinen seltener als Verbrenner gewartet werden. „Das liegt daran, dass im E-Motor weniger verschleiß- und schadensanfällige Teile als in einem Verbrennungsmotor verbaut sind – zum Beispiel fallen Ölwechsel und der Tausch von Zündkerzen weg“, erklärt Kleesattel. Dennoch haben auch E-Autos Verschleißteile wie Reifen, Bremsen, Scheibenwischer oder die bereits erwähnte 12-Volt-Bordnetzbatterie. Auch das Fahrwerk, die Lager und Naben sowie Leuchten und Scheinwerfer sollten kontrolliert werden. Deswegen empfiehlt der Experte, E-Fahrzeuge mindestens einmal im Jahr checken zu lassen.
Geringer Bremsenverschleiß
Die Bremsen müssen bei E-Autos seltener als bei Verbrennern gewartet werden – das liegt daran, dass diese seltener zum Einsatz kommen: Die Fahrgeschwindigkeit wird bei Stromern nicht nur mechanisch gedrosselt, sondern auch mit dem Elektromotor, der bei diesem Vorgang Energie erzeugt und die Batterie wieder auflädt – auch Bremsrekuperation genannt. „Natürlich müssen die Bremsen trotzdem regelmäßig gecheckt werden“, so der A.T.U-Experte. „Dabei sollte insbesondere sichergestellt werden, dass die Bremsscheiben in gutem Zustand sind – denn auf Dauer verschleißen sie auch bei E-Autos. Durch Korrosion im Zusammenhang mit geringer Beanspruchung kann das in manchen Fällen auch recht schnell passieren.“
Was können Fahrer selbst erledigen?
„Der Elektromotor und das Hochvoltsystem inklusive der Fahrbatterie sind für Laien tabu. Hier dürfen nur Fachleute mit entsprechender Hochvolt-Ausbildung ran“, betont Kleesattel. Einige Arbeiten können Fahrzeughalter allerdings durchaus selbst übernehmen: Sie können zum Beispiel den Reifenwechsel oder das Auffüllen von Flüssigkeiten selbst erledigen. Wer auf Nummer sicher gehen will, steuert aber auch dafür eine Werkstatt an, da die Reifen dort einem zusätzlichen Sicherheitscheck unterzogen und gewuchtet werden.
Inspektion auch bei freier Werkstatt
Bei E-Autos sind die vom Hersteller empfohlenen Serviceintervalle in vielen Fällen länger als bei Verbrennerfahrzeugen. Zur Inspektion müssen auch E-Autos nicht in eine Vertragswerkstatt, wie häufig angenommen. Rene Kleesattel klärt auf: „Das ist ein Irrtum. Auch eine freie Werkstatt wie A.T.U darf Inspektionen und Wartungen an E-Fahrzeugen durchführen. Die Herstellergarantie bleibt dabei in vollem Umfang erhalten.“ Bei A.T.U. haben alle Filialen die dafür notwendigen Voraussetzungen – und auch das Fachwissen: „Mindestens ein Mitarbeiter in jeder Filiale ist für Arbeiten an Hochvolt-Fahrzeugen ausgebildet“, so Experte Kleesattel.
Foto: Bernd Hegert